Schilddrüsenerkrankungen
Einleitung
Unser Betreuungsangebot ist für alle Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen offen. Eine besondere Berücksichtigung erfahren schwangere Patienten, Patienten mit Schilddrüsentumoren bzw. komplizierte oder eilige Fälle (z.B. Vorstellung zur Zweitmeinung, akute Thyreoiditis, Endokrine Ophthalmopathie, Riedelstruma, Medikamentennebenwirkung, Schilddrüsenfunktionsstörungen bei Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse).
Da jede Körperzelle auf Schilddrüsenhormone reagiert, können die Symptome einer Unterfunktion, aber auch die einer Überfunktion sehr vielgestaltig und von Mensch zu Mensch völlig unterschiedlich sein. Zu Funktionsstörungen führen verschiedene Erkrankungen.
Die überwiegende Mehrzahl aller Schilddrüsenknoten ist gutartig. Dennoch gilt es seltenen Knoten zu finden, die bösartig sind, weil das Behandlungkonzept dann ein anderes ist.
Zu den wesentlichen Untersuchungen, die bei Schilddrüsenerkrankungen durchgeführt werden, gehört der Ultraschallbefund. Ein erfahrener Untersucher kann die Knoten der Schilddrüse gut einordnen. Allerdings bleiben naturgemäß Unsicherheiten. Läßt sich ein bösartiger Befund nicht ausschließen machen, wird im nächsten Schritt eine Schilddrüsenpunktion empfohlen, sog. "Feinnadelbiopsie". Ist die Schilddrüsenfunktion nicht eindeutig oder liegen mehrere Knoten vor, so kann die Schilddrüsenszitigraphie weiterhelfen, entsprechende Knoten zu charakterisieren. Zwar ist die Mehrzahl der "kalten Knoten" gutartig (die Knoten, die wenig Radioaktivität speichern oder Zysten mit Flüssigkeit), allerdings sind bösartige Schilddrüsenknoten eben meist auch "kalt". Neben einer Schilddrüsenpunktion bieten wir auch Schilddrüsenbiopsien an. Dies kann dann sinnvoll sein, wenn ungewöhnliche Befunde erwartet werden.
Es gibt auch Tumormarker, die im Labor bestimmt werden, wenn es um die Fragestellung eines Schilddrüsenmalinoms geht. Allerdings müssen für einen sinnvollen Einsatz bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.
Neben Schilddrüsenknoten gibt es auch andere Erkrankungen, die zu einer Funktionsstörung der Schilddrüse führen können. Zu ihnen zählen die häufig vorkommenden Autoimmunerkrankungen, von denen die Autoimmunthyreoiditis (z.B. Hashimoto-Thyreoiditis) und die Basedow'sche Erkrankung (Morbus Basedow) allgemein bekannt sind. Hier liegt unser Schwerpunkt vor allem auf der Betreuung in der Schwangerschaft, komplizierten Verlaufsformen, z.B. bei Augenbeteiligung, sowie auf Einstellungsproblemen.
Ein weiterer Schwerpunkt besteht in der Behandlung von Patienten, die eine Schilddrüsenüberfunktion haben und ihre Medikamente nicht vertragen. Wir fühlen uns vor allem bei Nebenwirkungen mit Blutbildveränderungen (z.B. Neutropenie) und Leberwertanstiegen verantwortlich und können auch über unsere Bettenstation flexibel auf akute Bedürfnisse reagieren.
Zu den Schilddrüsenerkrankungen, die einer besonderen Zuwendung bedürfen, zählen wir ebenfalls die Thyreoiditis de Quervain.
Ist ein Schilddrüsenknoten bösartig, dann wird ein Behandlungskonzept von einem interdisziplinärem Team erarbeitet, welches mindestens aus einem Endokrinologen, einem Nuklearmediziner und einem erfahrenen Chirurgen besteht. Komplizierte Fälle werden schnell besprochen, die auch die Vorstellungen der Patienten berücksichtigen. Auch finden Treffen mit der Pathologie statt, um zweifelhafte Befunde besser charakterisieren zu können und die Informationsflüsse zu erleichtern.
Unsere Expertise bei Patienten mit Schilddrüsenmalignomen erstreckt sich hierbei auf das Medulläre Schilddrüsenkarzinom mit der komplizierten Funktions- und bildgebenden Diagnostik, sowie andere Schilddrüsenkarzinome, wobei wir vor allem Patienten betreuen, bei denen die Radiojodtherapie nicht mehr so gut anspricht und welche weiterführende Therapien, einschließlich die mit Thyrosinkinaseinhibitoren erhalten sollen.
Wir bieten Schilddrüsensonographie an 2 modernen Geräten an und können neben den TIRADS-Kriterien zur Charakterisierung von Schilddrüsenknoten auch die Durchblutung (Duplex-Sonographie) und die Gewebesteifigkeit (Elastographie) ermitteln.
Therapeutisch bieten wir die Ethanolinjektion von bspw. Zysten an. Auch Nebenschilddrüsen oder heiße Knoten können von uns auf diese Weise behandelt werden, wenn eine Operation oder Radiojodtherapie bei Patienten nicht mehr sinnvoll erscheint oder nicht gewünscht ist.
Schilddrüsenknoten können durch uns auf 2 Weisen punktiert werden.
- für zytologische Untersuchungen (mikroskopische Inspektion abgesaugter Zellen): FNP
- für histologische Untersuchungen (mikroskopische Inspektion von kleinen Gewebeteilen): Stanze
- es sind weitere Untersuchungen am Punktions- und Stanzmaterial möglich: molekulare Tumoranalysen
Wichtig ist, daß die Patienten nicht mehr als 1 Medikament einnehmen, welches die Gerinnung hemmt (sog. "Blutverdünner").
In Zusammenarbeit mit unserem Labor wird das gesamte klinische "Schilddrüsenlabor" angeboten:
- Bestimmung der Schilddrüsenhormone freies T4, freies T3, Gesamt-T4, Gesamt-T3
- Bestimmung der Hypophysenhormone TSH, Alpha-Subunit (in Kooperation mit externem Labor) bei TSHom
- Schilddrüsenautoantikörper (Anti-TPO / MAK, Anti-Tg, TRAK)
- blockierende bzw. stimulierende Antikörper (in Kooperation mit externem Labor)
- Tumormarker Thyreoglobulin, Clacitonin (gekühlt), Procalcitonin, CEA, u.a.
- Bestimmung der Tumormarker in der Punktionsflüssigkeit
Die Bestimmung der Jodkonzentration im Urin wird in Zusammenarbeit mit unserer Nuklearmedizin, NUK, angeboten.
Laboranalytik wird auch eingesetzt, um Punktate zu charakterisieren bzw. Katheteruntersuchungen anzubieten, die für die Lokalisation versteckter Tumore benutzt wird.
In Zusammenarbeit mit den Kollegen unserer Nuklearmedizin, NUK, werden die Technetium-Szintigraphie, die Iod-Szintigraphie und auch MIBI-Szintigraphien angeboten.
Haben Sie eine solche Untersuchung bereits erhalten, dann bringen Sie bitte die Bilder und den Befund mit in die Sprechstunde.
An der Universitätsmedizin treffen sich Vertreter verschiedener Fachbereiche zusammen mit der Pathologie / Zytopathologie, um ihre Befunde und das gemeinsame Vorgehen zu besprechen.
In der Klinik für Chirurgie (Direktor: Prof. Dr. E. Klar) liegt traditionell begründet eine spezielle Expertise für die operative Behandlung von Schilddrüsenknoten und der Entfernung befallener Lymphknoten vor.
Die nuklearmedizinische Abteilung (Direktor: Prof. Dr. B. Krause) bietet besondere Techniken an, die helfen, Schilddrüsentumore zu charakterisieren bzw. aufzuspüren und zu behandeln.
Therapeutisch bieten wir die Ethanolinjektion von bspw. Zysten an. Auch Nebenschilddrüsen oder heiße Knoten können von uns auf diese Weise behandelt werden, wenn eine Operation oder Radiojodtherapie bei Patienten nicht mehr sinnvoll erscheint oder nicht gewünscht ist.
In diesem Fall sollte berücksichtigt werden, daß wegen des Alkoholreizes manchmal ein Schmerzmittel hilfreich ist und nach der Behandlung keine selbständige Autofahrt eingeplant werden darf.